Predigt
Liebe Gemeinde,
Pause! - wenn auch im Stall. Kraft schöpfen, denn es würde ja weiter gehen.
Erst 'mal zählte nur der Augenblick.
Sie waren angekommen. In der Stadt, in der vor etwa 1.000 Jahren König David geboren worden war. Weiter sehen und denken konnten Sie nicht. Hauptsache diese Etappe war geschafft. Wie es weiter ging, würde sich zeigen.
Maria und Josef waren lange unterwegs gewesen, von Nazareth bis Bethlehem erzählt die Bibel. Etwa 100 km zu Fuß sind das, das dauert seine Zeit. Da war jede Unterkunft besser als keine.
Im Stall machten sie Pause, und die Zeit dort wurde zum Wendepunkt in ihrem Leben. Immer mehr Menschen kamen., versuchten zu begreifen, was geschah.
Dann, später, erschien ihnen im Schlaf wieder der Engel. Da wussten sie sofort, was zu tun war. Sie gingen weiter, wie sie gekommen waren - nur zu dritt eben - als Flüchtlinge, weil der machtsüchtige König in Jerusalem dem Neugeborenen nach dem Leben trachtete.
Aber in ihnen drinnen sah es anders aus. Da waren nicht mehr Lethargie und Müdigkeit; sie waren kämpferisch und hellwach. Nur mit ihrer Hilfe konnte die Geschichte Gottes mit seinen Menschen weitergehen.
Von außen hatte sich nichts geändert, und trotzdem war alles anders.
Ganz ähnlich hatten es auch die Hirten erlebt. Das waren die nächsten Gäste in dem Stall, der sich langsam füllte. Der Engel hatte sie aus dem alltäglichen Trott herausgerissen. Sie sahen die junge Familie im Stall und erzählten weiter, was sie gehört, aber wohl nur halb verstanden hatten.
Schon wieder ein Engel. Dabei war Gott doch schon auf der Erde. Da braucht man doch eigentlich keine Engel mehr.
Aber so ist es manchmal: Das eigentliche Wunder erkennen wir nicht. Wir brauchen eben ein bisschen mehr Pomp, Blinken und Glitzern um das Großartige zu begreifen. So war es jedenfalls bei den Hirten. Erst im Stall begriffen sie: Nicht der Engel war das große Wunder gewesen - dass Gott seine Himmelsboten bemüht, kommt schon 'mal vor - sondern das Kind in der Krippe, Gott bei seinen Menschen. Der Engel mit seinem Glanz blieb fremd, ein bisschen unheimlich. Aber das Kind in der Krippe - das war einer von uns, das begriffen die Hirten.
Auch ihr Leben ging von außrn besehen weiter wie vorher, aber es fühlte sich anders an.
Die Menschen im Stall von Bethlehem erhaschten einen Blick in den Himmel - dafür stehen die Engel. Sie strahlten. Vielleicht vor Freude und Erleichterung, als wenn sie sagen wollten: "Es geht es doch, Gott.
Du wolltest ja schon immer bei denen Menschen sein, ihnen zu einem bessern Leben verhelfen. Du hast viele Anläufe genommen. Jedes Mal bist du gescheitert, jedenfalls langfristig. Du warst enttäuscht, traurig, manchmal auch wütend vor Hilflosigkeit.
Aber so geht es: Als Kind im Stall bist Du bei den Menschen. So begreifen sie, dass du ihnen nicht böse willst, weder Aufpasser noch Konkurrent bist und schon gar nicht mit erhobenem Finger einher kommst. Sondern du bist einer, der Hilfe braucht, der seine Menschen braucht. Jeder muss dazu beitragen, dass das Leben gelingt. Wie das aussehen kann, wird dieses Kind vorleben, wenn es groß ist.
Eine tolle Geschichte ist das, die gespielt werden will: Einmal im Leben ein Engel sein, Maria, oder Josef, ein Hirte oder eine Königin.
Krippenspiele helfen mit, Gott vom Himmel auf die Erde zu holen.
Ja, auch Könige sollen da gewesen sein. Oder Weise aus dem Morgenland. Das geht schon 'mal etwas durcheinander. Sie kommen zum Stall, bleiben nicht in Schloss oder Sternwarte und zeigen so: Gottes Weisheit ist ganz anders. Und sie gilt für die ganze Welt, so wie die Könige aus allen Himmelsrichtungen kamen.
Dabei ist es egal, was damals historisch wirklich passiert ist.
Man hat die Geschichte eben schon immer weiter erzählt, und dabei ist sie immer größer und bunter geworden.
Das Wichtigste ist die Botschaft dieses Festes, und daran ändert sich nichts; wann und wo Jesus auch immer geboren wurde.
Er kam auf die Welt, Gott bei den Menschen, klein und verletzlich.
Gott kam zu seinen Menschen, weil sie allein verloren waren.
Die Pause im Stall wurde zum Wendepunkt in der Geschichte Gottes mit seinen Menschen.
Das feiern wir jedes Jahr wieder, weil wir es brauchen: Uns vergewissern, auch Pause machen. Kraft schöpfen für das, was kommt.
Gesegnete Weihnachten!