Gottesdienst am Weißen Sonntag

Einladung Gottesdienst am 19. April 2020 - Weißer Sonntag

Texte: Birgit Bredereke, Orgel: Sven Rakers
 

Orgelvorspiel

Begrüßung

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung  durch die Auferstehung Jesu von den Toten.
(1. Petrus 1,3)

Gottesdienst feiern nach Ostern. Auch in dieser Situation fühlen wir uns den Jüngern nahe: Sie wussten nicht wie es weiter geht. Verwirrung und Angst waren groß. Erst langsam haben sie begriffen: Gott lebt. Es geht weiter. Wir feiern Gottesdienst im Vertrauen auf Gott: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.

Lied: Christ ist erstanden (EG 99)

Zum Mithören und Mitsingen

Christ ist erstanden / von der Marter alle.
Des soll‘n wir alle froh sein, / Christ will unser Trost sein.
Kyrieleis.

Wär er nicht erstanden, / so wär‘ die Welt vergangen.
Seit dass er erstanden ist, / so lob‘n wir den Vater Jesu Christ’.
Kyrieleis.

Halleluja, Halleluja, Halleluja!
Des soll‘n wir alle froh sein, / Christ will unser Trost sein.
Kyrieleis.

Psalm 116

Sei nun wieder zufrieden, meine Seele; denn der Herr tut Dir Gutes.

Denn du hast meine Seele vom Tode errettet, mein Auge von den Tränen, meinen Fuß vom Gleiten.

Ich werde wandeln vor dem Herrn im Lande der Lebendigen.

Wie soll ich dem Herrn vergelten all‘ seine Wohltat, die er an mir tut?

Ich will den Kelch des Heils nehmen und des Herrn Namen anrufen.

Dir will ich Dank opfern und des Herrn Namen anrufen.

Ich will meine Gelübde dem Herrn erfüllen vor all‘ seinem Volk

in den Vorhöfen am Hause des Herrn in dir, Jerusalem. Halleluja!

Gebet

Guter Gott,
du hast uns das Leben geschenkt und du willst uns begleiten - wie unser Leben auch gerade aussieht.
Lass uns das nicht vergessen. Deine Kraft soll in uns stark sein. Lass uns spüren, dass du da bist, lass uns leben als deine Kinder:
von dir gesegnet, in Verantwortung füreinander.
Amen.

Lesung: Jesaja 40, 26-31

Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen?
Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt.
Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber«?
Weißt du nicht? Hast du nicht gehört?
Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.
Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Lied: Auf, auf, mein Herz, mit Freuden, EG 112,1-3

Zum Mithören und Mitsingen

1) Auf, auf, mein Herz, mit Freuden / nimm wahr, was heut geschieht;
wie kommt nach großem Leiden / nun ein so großes Licht!
Mein Heiland war gelegt / da, wo man uns hinträgt,
wenn von uns unser Geist / gen Himmel ist gereist.

2) Er war ins Grab gesenket, /der Feind trieb groß Geschrei;
eh er‘s vermeint und denket, / ist Christus wieder frei
und ruft „Viktoria“ / schwingt fröhlich hier und da
sein Fähnlein als ein Held, /der Feld und Mut behält.

3) Das ist mir anzuschauen /ein rechtes Freudenspiel;
nun soll mir nicht mehr grauen / vor allem, was mir will
entnehmen meinen Mut /zusamt dem edlen Gut,
so mir durch Jesus Christ /aus Lieb erworben ist.

 

 

Lesung: Johannes 12, 12-19

Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: „Friede sei mit euch!“
Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite.
Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen. Thomas aber, einer der Zwölf, der Zwilling genannt wird, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Da sagten die andern Jünger zu ihm: „Wir haben den Herrn gesehen“. Er aber sprach zu ihnen: „Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen
Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich's nicht glauben.“
Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen, und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht:  Friede sei mit euch!“ Danach spricht er zu Thomas: „Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ Thomas antwortete und sprach zu ihm: „Mein Herr und mein Gott!“ Spricht Jesus zu ihm: „Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du? Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“

Glaubensbekenntnis

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten und das ewige Leben.
Amen.

Lied: Gelobt sei Gott im höchsten Thron, EG 103,1-3+5

Zum Mitsingen und Mithören.

1) Gelobt sei Gott im höchsten Thron /samt Seinem eingebor‘nen Sohn,
der für uns hat genug getan. / Halleluja, Halleluja, Halleluja.

2) Des Morgens früh am dritten Tag, / da noch der Stein am Grabe lag,
erstand er frei ohn alle Klag. / Halleluja, Halleluja, Halleluja.
 

3) Der Engel sprach: "Nun fürcht' euch nicht; / denn ich weiß wohl, was euch gebricht. Ihr sucht Jesus, den find't ihr nicht." / Halleluja, Halleluja, Halleluja.

5) Nun bitten wir Dich, Jesu Christ, /weil Du vom Tod erstanden bist,
verleihe, was uns selig ist. / Halleluja, Halleluja, Halleluja.

Gedanken zum Tage

Liebe Gemeinde,

am Ostermorgen brannte die Osterkerze in der leeren Kirche. Das war ein starkes Zeichen: Unser Leben ist nicht in Ordnung, aber Gott lebt. Bei ihm können wir Kraft tanken und dann weiter gehen. Auch wenn wir immer noch nicht wissen, wie die nächsten Schritte genau aussehen werden. Wir erleben in dieser Zeit zugleich eine tiefe Gewissheit und eine große Verunsicherung. Der Zwiespalt bleibt auch nach Ostern.

Den Frauen am Ostermorgen ging es nicht anders. Sie sahen das leere Grab und sie sahen den Engel. Aber sie konnten nicht wissen, was das bedeutet
und erst recht nicht, wie es weitergehen sollte. Auch die Jünger waren irritiert. Ihnen war klar, dass etwas Großes geschehen ist. Petrus und Johannes
sollen beinah einen Wettlauf zum Grab gemacht haben, um zu sehen, was da los ist. Zugleich ist von Furcht, Trauer und Zweifel zu lesen. Bei Thomas natürlich, aber genauso beispielsweise bei den Zweien, die unterwegs nach Emmaus waren.

Wie die Jünger sich in den Tagen nach Ostern gefühlt haben, kann ich in diesem Jahr besonders gut nachempfinden. Ostern fand statt, natürlich. Ganz anders, aber bewegend und echt. Jedes „Christ ist erstanden“ aus offenen Türen, von Balkons oder auf Plätzen war eine trotziges Hoffnungszeichen. Da war durchaus österliche Unbeschwertheit. Ich habe mich gefreut und neuen Mut gefasst, gelacht und den Augenblick genossen.

Aber ich kenne auch die anderen Zeiten, in denen die Sorgen überwiegen. Sicher: Die Infektion scheint eingedämmt und die Krankenhäuser nicht überlastestet – Gott sei Dank! Aber die Krise wird noch lange dauern, sie wird in unserem Leben Spuren hinterlassen und viele Fragen bleiben vorerst offen.
In der nächsten Woche sollen wieder einige Läden öffnen, vorsichtige Schritte zu einer Art Normalität. Über weitere wird diskutiert. Aber ob das funktioniert, weiß heute noch keiner.

Die Osterkerze brannte den ganzen Tag in der Kirche, für Manche war sie das Ziel ihres Osterspaziergangs, und in vielen Häusern brennen österliche Kerzen. Kleine Zeichen, die Mut machen in dieser beklemmenden Zeit. Gerade wenn die Stimmung schwankt, so wie jetzt (sicher nicht nur bei mir) und damals bei den Jüngern, suchen wir Halt. Das war wohl immer so in der Geschichte der Menschheit. Die Glaubensgewissheit des Judentums und des Christentums hat Martin Luther in Anlehnung an Psalm 46 in Worte und Musik gefasst:

Lied: Ein feste Burg ist unser Gott, 362,1-3

Zum Mithören und Mitsingen
 

1) Ein feste Burg ist unser Gott, / ein gute Wehr und Waffen.
Er hilft uns frei aus aller Not, / die uns jetzt hat betroffen.
Der alt böse Feind, / mit Ernst er's jetzt meint;
groß Macht und viel List / sein grausam Rüstung ist,
auf Erd ist nicht seinsgleichen.

2) Mit unsrer Macht ist nichts getan, / wir sind gar bald verloren;
es streit für uns der rechte Mann, / den Gott hat selbst erkoren.
Fragst du, wer der ist? / Er heißt Jesus Christ,
der Herr Zebaoth, / und ist kein andrer Gott;
das Feld muss er behalten.

3) Und wenn die Welt voll Teufel wär‘ / und wollt uns gar verschlingen,
so fürchten wir uns nicht so sehr, / es soll uns doch gelingen.
Der Fürst dieser Welt, / wie sau‘r er sich stellt,
tut er uns doch nichts; / das macht, er ist gericht:
ein Wörtlein kann ihn fällen.

Gedanken zum Tag - Teil 2

Es ist kein Zufall, dass in diesem Lied, genau wie in manchen klassischen Osterliedern immer wieder kriegerische Begriffe auftauchen. Zu allen Zeiten fielen den Menschen solche Bilder ein, wenn es um Leben und Tod ging.
Der Tod ist ja auch ein Feind des Lebens, und ebenso ist die die gegenwärtige Krise ein Kampf – gegen die Ansteckung, gegen wirtschaftliche Not, gegen Gewalt und Depression.

Den Kampf mit dem Tod hat Gott gewonnen. Das haben wir Ostern gefeiert.   Dabei hat Jesus eben keine Gewalt gebraucht, er war schwach und hat gerade darin Stärke gezeigt.

Von der Stärke des Glaubens spricht der Prophet Jesaja in einem ganz anderen Bild: Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden. (Jesaja 40,31)

Auch wenn wir diese Kraft ‘mal schwächer und ‘mal stärker spüren: Gott hilft uns, auch diese Krise durchzustehen. Denn Ostern hat er es allen gezeigt.  Vielleicht übertreibt Jesaja ein bisschen – Propheten neigen dazu, und manchmal muss man das, um Gehör zu finden, - denn auch die Frommen werden natürlich  irgendwann müde und matt. Aber der Weg geht weiter und Gott geht mit. Es hilft mir, mich an Ostern zu erinnern, die Lieder zu hören oder die Kerze anzusehen.
Es geht mir besser, wenn ich mir klar mache, dass auch den Zeugen des ersten Ostermorgens sich schwer getan haben. Aber ihr Glaube hat die Welt verändert. In der Tradition der Kirche ist heute der „Weiße Sonntag“, an dem Taufen und Erstkommunion gefeiert werden. Glaube wird erfahrbar als Start in ein neues  Leben.

Mit Ostern im Rücken können wir weit gehen.
Amen.

Lied: Der schöne Ostertag, EG 117,1-3

Zum Mithören und Mitsingen

Abkündigungen

Auf Gottesdienste in der Kirche müssen wir vorerst noch verzichten. Aber es gibt hier, in den Nachbargemeinden und im Kirchenkreis viele gute Ideen, ganz anders Gottesdienst zu feiern. Nutzen Sie die Gelegenheit, einfach ‘mal zu schnuppern!

Ansonsten üben wir uns weiter im „Gottesdienst im Alltag dieser Welt“ (Römer 12). Wir fühlen mit den Muslim*innen, die nicht wie gewohnt ihren Ramadan begehen können.

Gebet

Guter Gott,

lass‘ der Osterfreude genug Platz in unseren Herzen neben all‘ den Sorgen, die sich darin breit machen.
Wir denken an die Menschen auf der ganzen Welt, die um ihr Leben oder das ihrer Lieben fürchten.
Tröste du die Kranken und Alten, die wir nicht besuchen können.
Stärke Ärzte und Pfleger, auf deren Arbeit wir so angewiesen sind.
Hilf den Menschen, für die die Krise große wirtschaftliche oder menschliche Not bedeutet.

Wir bitten für uns, das deine Lebendigkeit uns ansteckt, dass wir nicht verlernen uns zu freuen.

Gott, deine Kinder sind wir und so beten wir gemeinsam:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden;
unser tägliches Brot gib‘ uns heute, und vergib‘ uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern,
und führe uns nicht in Versuchung,sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

 

Segen

Wir gehen in die Zeit, die vor uns liegt, mit dem Segen unseres Gottes:
Der Herr segne uns und behüte uns;
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig;
der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.

Amen.

Orgelnachspiel